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Geschichtlicher Überblick

Genau kann man nicht wissen, wie oft sich in den vergangenen Jahrhunderten im oberen Tal des Torna-Baches, wo das Wasser mehrerer Quellen zusammenfließt und heute das Dorf  Városlőd / Waschludt liegt, verschiedene Völker niedergelassen haben.

Das authentischste Zeichen für bevölkertes Gebiet ist ein Friedhof. 1985 wurden in der nördlichen Feldmark des Dorfes, neben der Landstraße Nr.83. Avarengraben freigelegt. Diese Tatsache lässt vermuten, dass in der Umgebung längere Zeit lang ein Avarenstamm lebte. Es ist bekannt, dass im 9. Jh. n.Ch.  die Franken in Transdanubien zum Schutz des Reiches eine Mark eingerichtet haben.

Spuren einer Frankensiedlung wurden in Waschludt und in seiner Umgebung noch nicht gefunden. Es ist aber zu vermuten, dass 852-853 hier eine Siedlung war, die man wahrscheinlich nach dem Lehnsherrn Graf  Luidolf  Luidolfskirichum genannt hatte.

Im Jahre 1240 wurde der Ort in einer Urkunde unter den Namen „Lueld” zum ersten mal erwähnt. Aus dieser Urkunde ist bekannt, dass das Dorf jährlich mit einer Abgabe von 400 Garben Getreide dem Wesprimer Nonnenkloster Heilige Katharina verpflichtet war. In jener Zeit konnte das nur eine größere Siedlung leisten. Vielleicht  wurde die Getreideabgabe mit anderen Produkten ersetzt, denn die geografische Lage des Dorfes begünstigte eher die Waldwirtschaft als den Ackerbau.

Das riesige Waldgebiet „Bakony” war ein beliebtes Jagdgebiet der ungarischen Könige. Auch ein Sitz der Zentralen Verwaltung dieses Waldgebietes, die sog. Bakonyer Waldgespanschaft befand sich hier auf der Burg Hölgykő. Die Burg wurde um 1240 gebaut, als König Béla IV. „Villa Lueld” Péter Csák geschenkt hatte. Später ist aus der Burg ein Raubschloss geworden, das sowohl auf die umliegenden Siedlungen als auch auf die Vorbeireisenden eine Gefahr bedeutete. Auch das konnte ein Grund dafür gewesen sein, dass der König (Ludwig I.) die Burg den Kartäusern zum Abbruch geschenkt hat. Die Steine wurden zum Bau des Kartäuserklosters verwendet.

Das Kloster gründete 1346 König Ludwig der Große im Tal des Torna-Baches, das er „Tal des Heiligen Michael” benannte. Auch das Kloster hat man dem „Hüter des Paradieses”, dem Erzengel Michael als Schutzpatron anvertraut.

Das Kloster wurde durch großzügige Schenkungen  – auch von den nachfolgenden Königen-  zum einflussreichen und sehr begüterten Kloster des Ordens in Europa.

Die Türkenherrschaft bedeutete auch für Leweld den Untergang. Das Kloster wurde zerstört, die Mönche und viele Bewohner sind entflohen, in einigen Jahren war das Dorf sogar unbewohnt.

Die Geschichte des heutigen Waschludt begann in den 1700er Jahren.

Im beginnenden 18. Jh. haben sich bayrische bzw. fränkische Familien im Tal des Heiligen Michael niedergelassen. Die Bayern haben südlich vom ehemaligen Kloster im Ortsteil „Lőd” (früher wahrscheinlich Minori Leweld, heute Pille genannt) ein Zuhause gefunden. 1706 war hier schon ein Sägewerk in Betrieb, später (ca. um 1711-12) hat man hier die erste Bakonyer Glashütte aufgebaut.

Die Franken haben ihre Siedlung nördlich von den Klosterruinen errichtet. Sie haben sich vor allem mit Ackerbau und Hausgewerbe beschäftigt.

Im Jahre 1762, als die Glashütte in Pille ihre Produktion einstellte, wurde das bis dahin selbstständige Gemeinde Lőd-Pille in die Gemeinde Városlőd eingemeindet. Seitdem trägt der Ort den Namen Városlőd / Waschludt. Bayern und Franken haben schon gemeinsam ihre neue Kirche auf den Klosterruinen aufgebaut (1747-50).

Nach dem sehr schweren Beginn ist das 19. Jh. schon die Zeit des Aufschwungs. Die Ackerflächen sind größer geworden; Forstwirtschaft, Holzbearbeitung und Hausgewerbe haben an Bedeutung ziemlich zugenommen. Viele Handwerker haben sich in Zünfte zusammengetan.

Um 1830 hat Wenzel Stingl mit seinem Bruder Karl in Waschludt eine Keramik-Werkstatt errichtet. Diese kleine Werkstatt war der Grundstein der berühmt gewordenen „Városlőder Keramik”.

Weitere Arbeitsplätze sicherte der Bau der Eisenbahnstrecke Budapest-Szombathely (Steinamanger)-Graz; diese wurde 1872 übergeben.

Das 20. Jh. begann schon mit einem Rückfall, der durch den ersten Weltkrieg und die folgende politische und wirtschaftliche Lage noch zunahm.

Der erste Weltkrieg forderte 68 Opfer des Dorfes und 5 Glocken der Kirche.

Die Entwicklung wurde trotzdem nicht völlig abgebrochen. Um 1900 hat Samuel Boskovich aus Pápa eine Pfeifenfabrik gegründet, die bis 1945 in Betrieb war. Den Rohstoff von sehr guter Qualität hat man an Ort und Stelle abgebaut.

Um den Holzeinschlag zu erleichtern wurde 1919 von Waschludt bis Deutschhütte eine Kleinbahn gebaut. Das Holz hat man auf dem Ladeplatz bei Waschludt in großen Waggons umgeladen.

Weitere Ereignisse:

1923: Die Pillestraße mit Bazaltsteinen gepflastert.

1932: Einschaltung in die Stromversorgung.

1933: Errichtung eines Freibades mit einem Büfett im Tal des Kalvarien-Baches.

1939: Auf Initiative des Handwerkerkreises Bau eines Kulturhauses, das leider der Bombenangriff am 23.3.1945 völlig zerstört hat. Während der Bombardierung sind 160 Personen (Zivile und Soldaten) ums Leben gekommen und zahlreiche Wohnhäuser wurden zerstört.

1947-48: Aus dem deutschen Dorf hat man 452 Personen nach Deutschland ausgewiesen und weitere Familien sind Heimatlose geworden. Aus der Slowakei und aus der ungarischen Tiefebene sind 522 Madjaren in die leeren Häuser eingezogen.

1947: Bauerngenossenschaft wurde gegründet, die später in die Konsumgenossenschaft Szentgál und Umgebung bzw. Wesprim und Umgebung eingegliedert worden ist.

Die Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften begann 1948, aber die ersten haben ihre Tätigkeit in Waschludt erst 1959 begonnen. Nach mehrmaliger Zentralisation gab es ab 1964 die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Hunyadi mit dem Sitz in Szentgál.

1963-64 wurde ein neues Kulturhaus gebaut und eine deutsche Volkstanzgruppe gegründet. 1965 hat man den gemischten Chor neugegründet.

1967 fand im Kulturhaus der erste Schwabenball statt.

1967-69 hat man im Dorf die Wasserleitung ausgebaut.

1986 wurde das Deutsche Dorfmuseum eröffnet.

1990 haben die Bürgermeister von Wiesthal und Waschludt die Urkunde über die offizielle Partnerschaft unterzeichnet.

1992 begann mit deutschem Förderungsmittel die Sanierung des ehemaligen Pionierlagers. Heute ist es ein beliebtes Erholungsheim mit dem Namen „Iglauer-Park”. Das neueste Gebäude der Einrichtung wurde im September 2011 in Betrieb genommen.

1993-97 wurde die Grundschule mit einer Sporthalle, mit Duschen und Unterrichtsräumen erweitert.

In den weiteren Jahren ist Waschludt in den Telefon- und Gasnetz eingeschalten worden bzw. die Abwasserkanalisierung wurde erfertigt.

In dem sog. oberen Dorf entstanden neue Straßen, im Tal des Freibades wartet ein schöngelegter Fischteich auf die Angelnfreunde.

Die kleinen Geschäfte sind in der Gemeinde gleichmäßig verteilt, sie genügen dem täglichen Bedarf.